parution novembre 2011
ISBN 978-2-88182-861-4
nb de pages 96
format du livre 120 x 180 mm
prix 19.00 CHF

où trouver ce livre?

Joëlle Kuntz

Genf, Geschichte einer Ausrichtung auf die Welt

aus dem Französischen übersetzt von Josef Winiger

résumé

Was hat Genf zu seiner internationalen Berühmtheit verholfen ? Wer hat den Namen dieser kleinen Stadt auf der Weltkarte eingezeichnet ? Wann ? Weshalb ? Stand ein Wille dahinter oder der Zufall ?

Joëlle Kuntz erkundet das historische Umfeld des Rätsels und arbeitet vier konstituierende Momente heraus : Reformation, Gründung des Roten Kreuzes, des Völkerbunds und der UNO.

Nachdem ihre Geschichte der Schweiz einmal anders ein begeistertes Lesepublikum fand, präsentiert die Journalistin hier mit ihrem Talent zur Synthese und der ihr eigenen Respektlosigkeit eine Geschichte, die zwar nicht unbekannt ist, aber selten dargeboten wird: die Geschichte der Ausrichtung Genfs auf das Internationale, auf die Welt.

biographie

Joëlle Kuntz est journaliste et éditorialiste au quotidien suisse romand édité à Genève, Le Temps. Franco-suisse, elle a écrit L’Histoire suisse en un clin d’œil pour les Français, pour sa famille, dans l’idée de rapprocher les deux pays. Elle est l’auteur de plusieurs ouvrages dont notamment : Terminus. Réflexions sur les frontières d’un monde globalisé, Hachette-Littérature, 2004.

 

La Suisse ou le génie de la dépendance

 

Joëlle Kuntz propose une histoire de la Suisse sous une lumière inhabituelle, celle de sa dépendance. Pour elle, le génie de la Confédération réside moins dans la défense de son indépendance que dans les liens nombreux qu’elle a tissés au fil du temps pour survivre et prospérer. Forte de ce passé, la Suisse serait prête aux alliances si elle n’était momentanément écrasée sous le monument sévère de cette idole inflexible et butée, l’indépendance.

Geneva and the call of internationlism (2011, domaine français)

Geneva and the call of internationlism
Genève, Histoire d'une vocation internationale

 

 

D’où vient la renommée internationale de Genève? Qui a mis le nom de cette petite ville  sur la carte du monde? Quand? Pourquoi? Etait-ce une volonté, un hasard?

Joëlle Kuntz explore les circonstances historiques de l’énigme. Elle les divise en quatre moments fondateurs: celui de la Réforme, de la Croix-Rouge, de la Société des Nations et maintenant de l’ONU.

Auteur d’une Histoire suisse en un clin d’œil qui a séduit le public, la journaliste met ici son sens de la synthèse et son irrévérence au service d’une histoire connue mais peu racontée, celle de la face internationale de Genève. 

L'Histoire suisse en un clin d'oeil (2006, domaine français)

L'Histoire suisse en un clin d'oeil

 

«Ce petit livre est écrit par une journaliste de talent, soucieuse de faire comprendre la Suisse, ce pays petit, mais si compliqué, à ceux qui viennent la visiter. De l’expliquer à travers les étapes de sa construction, c’est-à-dire son histoire. De montrer comment ce pays s’est forgé une âme, des cultures politiques, une prospérité qui doivent beaucoup à ses voisins mais qui lui confèrent son identité singulière. La journaliste a fait confiance aux historiens en s’entourant de leurs livres. Et l’historien que je suis est séduit par la lecture  qu’elle en a faite, ingénieuse, libre et volontiers provocante.» Jean-François Bergier, préface

 

Genf, Geschichte einer Ausrichtung auf die Welt: extrait

Einleitung

 

Genf ist eine praktische Stadt. Schon in vorrömischer Zeit diente sie als Brücke zwischen den Ufern der Rhone, die sich hier dem See entwindet und dem Mittelmeer zustrebt. Dank dieser Lage konnte sie im Mittelalter florierende Messen abhalten und in der Renaissance protestantische Flüchtlinge aufnehmen, mitsamt ihrem Können, Fachwissen, Kapital und Lebensstil, was ihr zu europäischem Format verhalf. Aus dem Durchgangsort Genf haben die hier wohnenden Menschen Schicht um Schicht einen Ort aufgebaut, wo sich die große Welt trifft, um seit über einem Jahrhundert Pläne auszuarbeiten und auszuhandeln, die für mehr Wohlergehen weltweit sorgen sollen. Der Zufall spielt die Hauptrolle. Die politischen Umstände spielen die zweite Rolle. Die Genfer die dritte, indem sie sich den dargebotenen Gelegenheiten nicht verschließen, auch wenn sie nicht jedesmal aktiv beteiligt sind.

 

Dieses Genève internationale, wie man es nennt, hat seine eigene Geschichte. Sie besteht aus Glücksfällen und aus dem prägenden Einfluss von einheimischen oder von auswärts gekommenen großen Persönlichkeiten. Auch aus kollektivem Gedächtnis, jenen Spuren der Vergangenheit, die das Denken und Fühlen der Gemeinschaft ständig neu schaffen.

 

Diese Geschichte lässt sich in Momente zusammenfassen, die auch die Kapitel des vorliegenden Buches bilden: der Moment der Reformation (1536), als Genf mit der religiösen und politischen Loslösung von seiner Umgebung alles riskiert; der Moment des humanitären Aufbruchs und der Gründung des Roten Kreuzes (1863), als die Stadt sich dem internationalen Recht verschreibt; der Moment des Völkerbunds (1920), als sie zum leider enttäuschenden Versuchslabor der Friedensdiplomatie wird; der Moment der Vereinten Nationen (1946), als die UNO sie mit ihrer gegenwärtigen Funktion der technischen Umsetzung der Weltverbesserung betraut.

 

Selbstverständlich verdankt Genf bei allen diesen Episoden auch der Schweiz, dass es zu dem wurde, was es ist: reformiert, nachdem Bern und Zürich vorangegangen waren; humanitär mit der Eidgenossenschaft, die bereitwillig die Konventionen unterzeichnete und als Staat für die Sache einstand; Sitz des Völkerbunds, weil die Schweizer mehrheitlich der Empfehlung des Bundesrats folgten und für den Beitritt zur neuen Organisation stimmten; UNO -Stadt, weil der Bund die Bauten mitfinanzierte und die diplomatischen Verbindungen verwaltet. Das Genf, von dem hier die Rede ist, ist schweizerisch durch Neigung und Zugehörigkeit. Der Bundesvertrag mit der Eidgenossenschaft ist unbestritten von gegenseitigem Interesse. Nur die Kosten geben Anlass zur Diskussion.

 

Jedem dieser Momente in der Geschichte Genfs entspricht eine große Erschütterung in der Geschichte Europas oder der Welt: Im 16. Jahrhundert zerbricht die Einheit des christlichen Abendlands; im 19. und 20. Jahrhundert folgen auf katastrophal mörderische Kriege in einer Gegenreaktion der Völkerbund und die UNO als absolut neue Einrichtungen der internationalen Zusammenarbeit; und im 21. Jahrhundert entdeckt man, dass mit dem Ende der totalitären Ideologien und dem Bewusstwerden der Umweltbedrohung alle Völker dieser Erde ein gemeinsames Schicksal haben.

 

Auch wenn es friedlich am Ufer des Genfersees vor der Kulisse des Mont Blanc daliegt, spürt Genf nicht weniger die Erschütterung der Welt, ist es nicht weniger den endlosen Fragen ausgesetzt, die nur die Hoffnung erträglich macht. Ein plastischer Ausdruck des Umbruchs, den die Jetztzeit erlebt, ziert seit November 2008 die Decke des Saals der Menschenrechte im Völkerbundspalast: Ein danteskes Werk des spanischen Malers Miquel Barceló, das Tonnen von eingefärbtem Kunstharz als Schlünde, Stalaktiten, Wellenkämme und Farbkleckse über unseren Köpfen schweben lässt, es ist ein Himmel, unser Himmel, unser einziger, doch aufgewühlt von schwindelerregenden Details und verstörenden Farbübergängen. Wie der aus Martinique stammende Dichter Edouard Glissant unter dieser vom spanischen König im Namen der „Allianz der Zivilisationen“ gestifteten Decke sagte, braucht es Worte und Formen für eine Welt, die unwiderruflich eins und unwiderruflich verschieden, unwiderruflich undurchsichtig und unvorhersehbar ist, Worte und Formen, die zittern angesichts dieses ganzen Chaos.

 

Ein Katalane aus der alten Welt und ein Martinikaner aus der neuen haben, in gemeinsamem Auftrag des Königs jenes Landes, das Kolumbus aussandte, für Genf die „Geopoetik“ des 21. Jahrhunderts gestaltet.